Verwirklichung eines musikalischen Traums:
Erick Manana gehört zu den bedeutendsten Komponisten Madagaskars. Der international renommierte Sänger und Gitarrist, der seit 30 Jahren in Frankreich lebt, ist dafür bekannt, die musikalischen Traditionen seiner Heimatinsel nicht nur zu bewahren, sondern sie zugleich weltoffen und traditionsbewusst weiterzuentwickeln. Aufgewachsen im madegassischen Hochland, haben ihn vor allem die Klänge des "hira gasy" geprägt, das auch heute noch vitale, volksaufklärerische und zirsensische Musiktheater der Reisbauern mit seinen frappierenden Akkordeon-, Geigen- und Bläser-Grooves und seinem unvergleichlichen mehrstimmigen Gesang. Schon als Kind konnte er nicht anders als diesen Musikern nachzulaufen.

Genau diese Klänge waren es auch, die die Ohren der deutschen Musikethnologin und klassisch ausgebildeten Geigerin und Flötistin Jenny Fuhr verzauberten. Seitdem hat sie sich auf eine lange musikalische Reise begeben, auf der sie nicht nur wissenschaftlich die Rhythmen Madagaskars erforscht hat, sondern als Geigerin, Flötistin und Sängerin gemeinsam mit Erick Manana die madegassische orale Musikkultur, die "lova-tsofina", erkundet und auslebt. Seit 2009 spielen die beiden Musiker als Duo zusammen.

Die vielen verschiedenen Einwanderungswellen haben in Madagaskar über Jahrhunderte eine ganz eigene musikalische Landschaft erschaffen, die für westliche Ohren vertraut und dennoch fremd klingt. Gemeinsam haben Erick Manana und Jenny Fuhr 2012 die "Madagascar Roots Band" gegründet, um genau diesem Reiz auf die Spur zu gehen. Dafür haben sie sich mit sechs außergewöhnlichen Musikern zusammengetan, die neben ihren unterschiedlichen Instrumentalkünsten eines miteinander teilen: eine große Liebe und Verbundenheit mit den traditionellen Musikstilen ihrer Heimat und eine gleichzeitige weltoffenen Neugierde auf andere Musikkulturen.

Das Repertoire der Madagascar Roots Band reicht von ganz filigranen, fast kammermusikalischen, lyrischen Liedern bis hin zu tropischen Grooves und schnellen Tanzstücken mit Rhythmen aus allen Regionen der großen Insel. Das Ensemble durchforstet die Schatztruhe traditioneller Melodien und Rhythmen Madagaskars, holt sie in die heutige Zeit und verbindet sie mit der kreativen individuellen Spielweise und musikalischen Virtuosität der einzelnen acht Musiker. So groß die Formation nämlich, so groß die Liebe zu musikalischen Details und präzisen Arrangements, die die einzelnen Instrumente wertschätzen und ihre jeweiligen Klänge und Kombinationen geschickt miteinander verbinden. Die zarten und silbrigen Klänge der Bambuszither valiha verbinden sich mit feiner und manchmal feuriger Perkussion und begleiten virtuose Flötenmelodien und –läufe. Akkordeontöne umspielen die warme und enge Zweistimmigkeit der Geige und des Saxophons. Erick Manana und Jenny Fuhr übernehmen diese intensive Zweistimmigkeit mit ihren Stimmen, erzählen Geschichten in und mit ihren Liedern. Dabei werden sie immer wieder von den kräftigen Männerstimmen der anderen Musiker unterstützt: eine reizvolle Inselpolyphonie und Stimmgewalt, die direkt aus dem Herzen spricht.

Im Mai 2012 feierte die Band ihren ersten großen Auftritt in Antananarivo im Palais des Sports mit 8000 Zuschauern, gefolgt vom Pariser Olympia im Januar 2013 und dem Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie im Mai 2013.